WORKSHOPS: Autodidaktische Musik Theorie - Gestohlen?
Montag, 8. September 2014
Theater Saal im Vetrinje Hof
Maribor

Interpreten:
Bojan Cvetrežnik – Programmgestaltung, Workshop Leiter (Godalkanje, Waldorf Musik Schule, Ljubljana)
Žiga Fabbro – Multi-Instrumentalist (Waldorf Musik Schule, Ljubljana)

Workshop Nr. 1 um 9.00
Workshop Nr. 2 um 11.00
Workshop Nr. 3 um 17.00
Für alle Altersgruppen.

In Zusammenarbeit mit der Waldorf Musik Schulle in Ljubljana.

"Haben Sie diese Methode selbst erfunden?" werde ich vom Vater einer meiner Schülerinnen gefragt, weil er von schnellen Ergebnissen dermaßen begeistert ist. Ich beginne zu stotern, denn ich weiß die richtige Antwort nicht ...
Ich sehe das Jahr 2010 als den Anfang der Entwicklung meiner eigenen Autodidaktischen Musiktheorie. Damals wurde das erste Musterprogramm für das Computer erstellt, welches meine Idee visualisierte und vorspielte. Später fand ich heraus, dass es in vielen Ländern Kodály Institute gibt, wo die Bildungsmethoden des ungarischen Komponisten Zoltán Kodály gefördert werden. Er widmete sein Leben den Bemühungen zur Verbesserung der Bildungsmöglichkeiten in der Musik. Ich glaube, dass er genau so wie ich unsicher zu stottern beginnen würde, oder er würde sagen, es gab bereits in England Chöre der Bergarbeiter und Bartscherer, die mit einem ähnlichen Ansatz bereits am Anfang des 20. Jahrhunderts mehrstimmig sangen und wahrscheinlich auch, dass der Erfinder der Solmisation, Guido von Arezzo, bereits selbst den Ansatz des beweliglichen Do verwendete.  Ich kam zu denselben Erkenntnissen wie Herr Kodály.
Achje, ich habe die Methode gestohlen!

Das Solfeggio von Kodály konnte jedoch keine klare Visualisierung für eine bessere Vorstellung der Wechselverhältnissen von zwei oder mehreren Tonen schaffen. Vielleicht bin ich dennoch ein Erfinder?
Ich finde heraus, dass Herr Alex A. Sioris, ein in Amerika ansässiger Grieche, fünfunddreißig Jahre damit verbrauchte, bevor er 2012 ein musikalisches Konzept mit einer Visualisierung ähnlich der, die ich mir 2010 vornahm, veröffentlichte. Sein Konzept nannte er Hexametrie.
Achje, ich habe die Methode gestohlen!

Hexametrie führte in ihr System keine Benennungen, die nach dem Vorbild von Kodály Doppeldeutigkeiten vermeiden würden. Herr Sioris schuff seine eigenen Bezeichnungen, die jetzt jedoch unnötige Verwirrungen in der Interaktion mit bestehenden Begriffen verursachen. Diese Visualisierungen und Benennungen sind nicht allzu wichtig, wenn wir die Rolle des Gehörten in der Musik wahrnehmen und es in der Praxis durch unser Instrument und Stimme in Ton umwandeln.
Hurra, heißt das, dass ich trotzdem ein Erfinder bin?

An dieser Stelle treten Menschen an, die mich am meisten inspirieren: musikalische Autodidakten auf dem Gebiet der Musiktheorie. Viele glauben fälschlicherweise, dass manche mit "Musik im Ohr" bereits geboren wurden. Auch jene, die keine strukturierte Methoden in Anspruch genommen haben, mussten ihr eigenes musikalisches Verständnis entwickeln; dass Autodidakten überhaupt nicht lernen mussten, stimmt natürlich nicht – sie mussten lernen, sie lernten jedoch auf eine andere Art und Weise und auch ihnen entgingen die konventionellen Methoden nicht.
An der Stelle möchte ich die Namen von drei Kontrabassisten und Komponisten nennen, die mich mit ihrem musikalischen Verständnis, das über das übliche akademische Niveau hinausgeht, am meisten inspiriert haben. Das sind Marko Gregorič, Gal Gjurin und Matija Krivec. Auch ich sah das ganze Bild erst dann, als ich begann Kontrabass zu spielen. Nachdem ich dem Klang des Kontrabasses nachging, wurde ich fähig auch harmonische und Intervallverhältnise in anderen Stimmen zu erkennen. Die Notation, die auf der Bassstimme basiert, wurde bereits in den frühen Phasen der europäischen Notation bekannt. Genannt wurde sie Generalbass und für das Spielen dessen benötigte man theoretische Kenntnisse, welche auch beim Spielen von Jazz-Akkorden verwendet werden.
Zum Glück haben wir viele Kenntnisse, die wir vor Jahrhunderten und sogar Jahrtausenden gehabt haben, vergessen. Dies gilt jedoch nicht nur für Musik, sondern für alle Gebiete, angefangen bei zwischenmenschlichen Beziehungen, bis hin zu den Grenzen zwischen Recht. In dem Sinne können wir jederzeit und auch noch heute zu Erfinder werden.
Die Auseinandersetzung mit meiner "Erfindung" – der Autodidaktischen Musiktheorie – empfehle ich sowohl professionellen Komponisten, Musikern aber auch allen, die sich noch nie aktiv mit Musik beschäftigt haben, würden es jedoch gerne machen. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.
Vor allem möchte ich jedoch meine Kollegen – die Musiklehrer und Pedagogen – treffen und hoffe, dass sie das Wissen stehlen und weitergeben werden. In einigen Stunden lernen Sie die Grundlagen der Musiktheorie aus einer anderen Perspektive und dann wird dieses Wissen in Musikinstrumente übersetzt. Die Theorie wird aus der Praxis hervorgehen und das Repertoire und die Lernmethoden können anhand des Gehörten und Gesehenen später von jeder einzelnen Person erstellt werden.

Ich hoffe, Sie dort zu treffen!